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ÖFB-Frauen verpassen die Sensation: Bitteres 2:3 gegen Deutschland

Das ÖFB-Nationalteam schockte Deutschland im EM-Qualifikationsspiel in Linz mit einem Blitzstart. Eileen Campbell traf doppelt, doch am Ende setzten sich die Favoritinnen durch.

Eileen Campbell.
Eileen Campbell.

Die Linzer Gugl hätte zum Cordoba für Österreichs Fußballerinnen werden können. Gegen Deutschland gab es am Freitag zum Auftakt der EM-Qualifikation nach 2:0-Führung aber doch noch eine 2:3-Niederlage für die Auswahl von Irene Fuhrmann. Auf einen Sieg gegen den großen Nachbarn muss die ÖFB-Nationalmannschaft damit ebenso weiter warten wie auf einen vollen Erfolg gegen eine Top-fünf-Nation der Weltrangliste.

Mit sechs aktuellen und fünf ehemalige Deutschland-Legionärinnen nahm Österreich das Duell gegen die Nummer fünf der Weltrangliste auf. Kapitänin Sarah Puntigam und Celina Degen sollten als Doppelsechs den schmerzhaften Ausfall von Sarah Zadrazil (Muskelfaserriss) kompensieren. Köln-Legionärin Degen demonstrierte früh den geforderten Mut und setzte den ersten Abschluss knapp drüber (6.).

Schon die zweite gefährliche Aktion brachte die vielumjubelte 1:0-Führung. Eileen Campbell übernahm Balleroberung, Solo durch die DFB-Abwehr und Abschluss im Alleingang (11.). Das Team von Horst Hrubesch zeigte Wirkung - und Campbell setzte im Stil des einstigen "Kopfballungeheuers" nach: Eine Freistoßvorlage von Barbara Dunst wuchtete die Freiburg-Stürmerin zum 2:0 ins Tor (16.).

Österreichs Team spielte in dieser Phase wie im Rausch. Die verunsicherte deutsche Abwehr machte nicht nur beim zweiten Gegentor eine schlechte Figur, mit groben Schnitzern bettelten Giulia Gwinn und Co. geradezu um weitere Gegentore. Umso unnötiger war das Anschlusstor, dem ein leichtfertiger Ballverlust von Marina Georgieva vorangegangen war. Klara Bühl schlug eiskalt von der Strafraumgrenze zu (39.).

2:3 aus einem umstrittenen Elfmeter

Es war ein Weckruf für die Deutschen, die dann auch nach dem Seitenwechsel viel griffiger zurückkamen. Mit raschen Folgen: Nach knapp vier Minuten kombinierten sie sich durch die ÖFB-Abwehr, Klara Bühl traf per Flachschuss zum Ausgleich. Ein umstrittener Elfmeter brachte Deutschland die 3:2-Führung. Manuela Zinsberger hatte im eins-gegen-eins gegen Laura Freigang schon abgewehrt, die Stürmerin lief in sie hinein. Die schwedische Schiedsrichterin zeigte auf den Elfmeterpunkt. Giulia Gwinn verwertete sicher (63.).

Ein Beinahe-Eigentor von Gwinn schon kurz nach ihrem Treffer blieb die beste Chance für Österreich in der Folge. Campbell und Co. mussten ihr Heil im Konter suchen, das blieb aber ohne Erfolg.

Fuhrmann: "Haben total dominiert"

Irene Fuhrmann sagte: "Das ist einer der bittersten Fußballabende für uns. Denn wir haben Deutschland in der ersten Halbzeit total dominiert. Aber sie waren unheimlich effektiv und haben mit zwei Schüssen zwei Tore gemacht. Der Elfmeter war fragwürdig. Es hilft nichts, wir haben nichts mitgenommen."

Eileen Campbell (Österreich-Doppeltorschützin): "Wir haben ein 2:0-Führung aus der Hand gegeben, dass wir 2:3 verlieren, ist bitter. Wir haben es aber geschafft, den Gegner zu ärgern. Das werden wir mitnehmen. Wir haben in der ersten Halbzeit viel Druck ausgeübt, das war der Plan und hat gut funktioniert. Da waren am Ende vielleicht dann die Akkus leer. Es schaut vielleicht anders aus, wenn wir mit 2:0 in die Pause gehen."

Torfrau Manuela Zinsberger meinte: "Wir müssen hier die drei Punkte machen, stehen aber mit null Punkten da. Das ist ärgerlich. Aus meiner Sicht war der Elfer nicht zu geben. Ich habe sie kein einziges Mal berührt. Aber das ist jetzt wurscht, das Tor hat gezählt." Einen VAR gibt es bei den Frauen in der EM-Qualifikation nicht. Zinsberger gab sich kämpferisch: "Das war jetzt das erste Spiel, es gibt noch weitere. Die österreichische Nation hat gesehen, wozu wir fähig sind. Haltet euch an. Gegen Polen wird uns die Teamchefin wieder optimal einstellen. Wir werden hundert Prozent geben und bis zum Umfallen kämpfen. Dann werden wir mit drei Punkten heimkommen."

Lob von Hrubesch

DFB-Teamchef Horst Hrubesch musste zugeben, dass seine Elf lange schlecht aussah: "Wir mussten zusehen, dass wir in die Halbzeit kommen. Den Elfmeter muss man nicht unbedingt geben. Am Ende des Tages haben wir, was wir wollten. Aber wir mussten hundert Prozent dafür abrufen. Wir hätten von der ersten Minute an das spielen müssen, was die Österreicherinnen gespielt haben. Dann hätten wir keine Probleme gehabt."

Schon am Dienstag ist Polen in Gdynia Österreichs nächster Gegner. Die Polinnen unterlagen am Freitag in Island mit 0:3. Am 31. Mai gastiert Island in Österreich, Spielort wird Ried sein.

Österreich - Deutschland 2:3 (2:1)

Linz, Raiffeisen Arena, 7.500, SR Olofsson (SWE). Tore: Campbell (9., 16.) bzw. Bühl (39., 49.), Gwinn (63./Foulelfmeter)

Österreich: Zinsberger - Schiechtl (64. Feiersinger), Georgieva, Kirchberger, Hanshaw - Purtscheller (80. Hickelsberger-Füller), Degen, Puntigam, Dunst - Campbell (80. Pinther), Höbinger (88. Billa).

Deutschland: Frohms - Gwinn, Doorsoun (46. Schulze Solano), Hendrich, Linder - Lohmann (46. Freigang), Oberdorf, Nüsken - Brand (86. Endemann), Schüller, Bühl (90. Kössler).

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