Es war ein Weckruf für die Deutschen, die dann auch nach dem Seitenwechsel viel griffiger zurückkamen. Mit raschen Folgen: Nach knapp vier Minuten kombinierten sie sich durch die ÖFB-Abwehr, Klara Bühl traf per Flachschuss zum Ausgleich. Ein umstrittener Elfmeter brachte Deutschland die 3:2-Führung. Manuela Zinsberger hatte im eins-gegen-eins gegen Laura Freigang schon abgewehrt, die Stürmerin lief in sie hinein. Die schwedische Schiedsrichterin zeigte auf den Elfmeterpunkt. Giulia Gwinn verwertete sicher (63.).
Ein Beinahe-Eigentor von Gwinn schon kurz nach ihrem Treffer blieb die beste Chance für Österreich in der Folge. Campbell und Co. mussten ihr Heil im Konter suchen, das blieb aber ohne Erfolg.
Fuhrmann: "Haben total dominiert"
Irene Fuhrmann sagte: "Das ist einer der bittersten Fußballabende für uns. Denn wir haben Deutschland in der ersten Halbzeit total dominiert. Aber sie waren unheimlich effektiv und haben mit zwei Schüssen zwei Tore gemacht. Der Elfmeter war fragwürdig. Es hilft nichts, wir haben nichts mitgenommen."
Eileen Campbell (Österreich-Doppeltorschützin): "Wir haben ein 2:0-Führung aus der Hand gegeben, dass wir 2:3 verlieren, ist bitter. Wir haben es aber geschafft, den Gegner zu ärgern. Das werden wir mitnehmen. Wir haben in der ersten Halbzeit viel Druck ausgeübt, das war der Plan und hat gut funktioniert. Da waren am Ende vielleicht dann die Akkus leer. Es schaut vielleicht anders aus, wenn wir mit 2:0 in die Pause gehen."
Torfrau Manuela Zinsberger meinte: "Wir müssen hier die drei Punkte machen, stehen aber mit null Punkten da. Das ist ärgerlich. Aus meiner Sicht war der Elfer nicht zu geben. Ich habe sie kein einziges Mal berührt. Aber das ist jetzt wurscht, das Tor hat gezählt." Einen VAR gibt es bei den Frauen in der EM-Qualifikation nicht. Zinsberger gab sich kämpferisch: "Das war jetzt das erste Spiel, es gibt noch weitere. Die österreichische Nation hat gesehen, wozu wir fähig sind. Haltet euch an. Gegen Polen wird uns die Teamchefin wieder optimal einstellen. Wir werden hundert Prozent geben und bis zum Umfallen kämpfen. Dann werden wir mit drei Punkten heimkommen."
Lob von Hrubesch
DFB-Teamchef Horst Hrubesch musste zugeben, dass seine Elf lange schlecht aussah: "Wir mussten zusehen, dass wir in die Halbzeit kommen. Den Elfmeter muss man nicht unbedingt geben. Am Ende des Tages haben wir, was wir wollten. Aber wir mussten hundert Prozent dafür abrufen. Wir hätten von der ersten Minute an das spielen müssen, was die Österreicherinnen gespielt haben. Dann hätten wir keine Probleme gehabt."
Schon am Dienstag ist Polen in Gdynia Österreichs nächster Gegner. Die Polinnen unterlagen am Freitag in Island mit 0:3. Am 31. Mai gastiert Island in Österreich, Spielort wird Ried sein.
Österreich - Deutschland 2:3 (2:1)
Linz, Raiffeisen Arena, 7.500, SR Olofsson (SWE). Tore: Campbell (9., 16.) bzw. Bühl (39., 49.), Gwinn (63./Foulelfmeter)
Österreich: Zinsberger - Schiechtl (64. Feiersinger), Georgieva, Kirchberger, Hanshaw - Purtscheller (80. Hickelsberger-Füller), Degen, Puntigam, Dunst - Campbell (80. Pinther), Höbinger (88. Billa).
Deutschland: Frohms - Gwinn, Doorsoun (46. Schulze Solano), Hendrich, Linder - Lohmann (46. Freigang), Oberdorf, Nüsken - Brand (86. Endemann), Schüller, Bühl (90. Kössler).