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Salzburger Landtag beschließt historische Aufarbeitung für Schloss Kleßheim und "Kavalierhaus"

Die 300-jährige Geschichte des Schlosses Kleßheim samt "Kavalierhaus" in Wals-Siezenheim soll aufgearbeitet werden. Das hat der Salzburger Landtag am Mittwoch im Ausschuss beschlossen. Die Ergebnisse sollen dann auch vor Ort in Kleßheim sichtbar sein.

Das „Kavalierhaus“ in Kleßheim hat auch eine dunkle Vergangenheit während der NS-Zeit.
Das „Kavalierhaus“ in Kleßheim hat auch eine dunkle Vergangenheit während der NS-Zeit.

Schloss Kleßheim diente zur Zeit des Nationalsozialismus als Empfangssalon für Adolf Hitler. Das "Kavalierhaus" trägt seinen Namen seit dieser Zeit. Es gibt bereits einzelne Forschungen zur Geschichte der beiden Häuser im Besitz des Landes Salzburg (die SN berichteten). Nun soll es erstmals eine Aufarbeitung vom Landesarchiv geben. Ein Antrag dazu war von den Grünen im Salzburger Landtag eingegangen. Dieser wurde am Mittwoch im Landtagsausschuss in abgeänderter Form einstimmig angenommen: Die Salzburger Landesregierung wird ersucht, das Landesarchiv mit einer umfassenden Aufarbeitung der über 300-jährigen Geschichte von Schloss Kleßheim (einschließlich des "Kavalierhauses"), unter besonderer Berücksichtigung der Jahre 1938 bis 1945, zu beauftragen und die Forschungsergebnisse vor Ort sichtbar zu machen. Der Leiter des Salzburger Landesarchivs, Oskar Dohle, kündigte eine Umsetzung bis zum Frühjahr 2027 an.

Umbenennung des "Kavalierhauses" vorerst kein Thema

"Die historischen Hintergründe sind auch fast 80 Jahre nach dem Krieg noch kaum bekannt und vor Ort nicht sichtbar", sagt der grüne Landtagsabgeordnete Simon Heilig-Hofbauer. "Die Beschäftigung mit Schloss Kleßheim als Täter- und Opferort des Nationalsozialismus war längst überfällig." Die Grünen - aber auch Historikerinnen - hatten zunächst auch eine Umbenennung des "Kavalierhauses" gefordert. Die Bezeichnung sei belastet, der historische Name "Winterschloss" aus der Zeit des Erzherzogs Ludwig Viktor wurde von den Grünen vorgeschlagen. Von FPÖ und ÖVP gab es dazu aber keine Zustimmung. Man wolle die Forschungsergebnisse abwarten. Der Begriff "Kavalierhaus" sei zudem unbedenklich, hieß es dazu auch aus dem LH-Büro.

Schloss Kleßheim als "Gästehaus des Führers"

Auf Schloss Kleßheim empfing Adolf Hitler ab 1942 Gäste wie Benito Mussolini. Bereits am 18. November 1940 erging die Weisung von Hitler persönlich, dass das Sommerschloss (Schloss Kleßheim) ab sofort ausschließlich als "Gästehaus des Führers" und das benachbarte Winterschloss als "Kavalierhaus" zu bezeichnen seien. Im Sommerschloss waren Staatsgäste untergebracht, im Winterschloss deren Entourage, also die "Kavaliere". Beide Schlösser wurden zwischen 1940 und 1942 umfassend umgebaut. Gesamt sind dafür etwa 1000 Zwangsarbeiter sowie sowjetische Kriegsgefangene eingesetzt worden.

Kurzer Abriss zur Geschichte von Schloss Kleßheim und "Kavalierhaus"

Schloss Kleßheim wurde um 1700 erbaut, 1866 kaufte Kaiser Franz Joseph das Anwesen für seinen Bruder Ludwig Viktor, der das "Winterschloss" erbauen ließ. Nach Umbauten während der NS-Zeit erfolgte 1941 das Richtfest (s. Foto).

Nach 1945 kamen die Schlösser in den Besitz des Landes Salzburg. Im Schloss Kleßheim sind seit 1993 die Casinos Austria eingemietet, im "Kavalierhaus" die Tourismusschulen Salzburg.

Mehr zur Geschichte der beiden Häuser lesen und hören Sie in der SN-Serie "Schattenorte":

Die Geschichte von Kleßheim und dem Kavalierhaus - Teil 1 - Als der Habsburger "Luziwuzi" ins Winterschloss verbannt wurde.

Teil 2: Als Schloss Kleßheim zum Gästehaus des "Führers" wurde

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