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Studie: Klimaerwärmung bringt Ablauf alpiner Ökosysteme durcheinander

Durch erwartete geringere Schneedecke ändert sich vieles: Unter anderem wird dadurch die Nährstoffspeicherung von Boden zu Pflanzen gestört. Feldstudie in Ötztaler Alpen als Datengrundlage.

Die gesamte hochalpine Landschaft - im Bild der einst massiven Eiskörper des Tiroler Jamtalgletschers – ist im Umbruch. (Symbolbild).
Die gesamte hochalpine Landschaft - im Bild der einst massiven Eiskörper des Tiroler Jamtalgletschers – ist im Umbruch. (Symbolbild).

Eine Studie unter Beteiligung der Universität Innsbruck hat einmal mehr die Betroffenheit der Alpen durch die Klimaerwärmung aufgezeigt. Konkret wurden die Auswirkungen einer in Zukunft erwarteten geringeren Schneedecke im Hinteren Ötztal auf einer Seehöhe von 2.500 Metern untersucht. Aus der Forschungsarbeit ging hervor, dass das alpine Ökosystem durcheinandergeraten werde, weil die Verschiebung der Nährstoffspeicherung vom Boden zu den Pflanzen gestört werde.

Der Schnee habe im alpinen Ökosystem nämlich eine isolierende Funktion. Jährlich komme es zu saisonalen Verschiebungen von Nährstoffen zwischen Pflanzen und den mikrobiellen Gemeinschaften in alpinen Böden, hieß es am Dienstag in einer Aussendung der Universität. Nach der Schneeschmelze im Frühjahr beginnen Pflanzen zu wachsen und konkurrieren dabei mit Bodenmikroben um Nährstoffe, im Herbst kehre sich dieser Prozess um und die Nährstoffe werden durch abgestorbene Blätter und Wurzeln wieder in den Boden zurückgeführt. Durch den Schnee bleiben die Bodenmikroben aktiv und speichern die Nährstoffe in ihrer Biomasse, die von Pflanzen im Frühjahr benötigt werden.

Sollte im alpinen Bereich jedoch zu wenig Schnee liegen, drohe dieses Gefüge aus dem Gleichgewicht zu geraten. Die beiden Studienautoren - Michael Bahn vom Institut für Ökologie an der Uni Innsbruck und Richard Bardgett von der Universität Manchester - prognostizierten "bis Ende des Jahrhunderts in Teilen der europäischen Alpen einen Verlust der Schneedecke von bis zu 80 bis 90 Prozent". Daher wurde eine schwerwiegende Störung des Ökosystems befürchtet, "mit potenziell langfristigen Folgen für Stoffkreisläufe und die Artenvielfalt". So würden etwa Zwergsträucher zunehmend in höhere Lagen vordringen.

Die Forschungsarbeit, an der auch Expertinnen und Experten des Deutschen Forschungszentrum Helmholtz Zentrum München beteiligt waren, wurde im Fachmagazin Global Change Biology veröffentlicht. Als Datengrundlage dienten Feldstudien, die über mehrere Jahre oberhalb von Vent im Tiroler Ötztal durchgeführt worden waren.

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