Hinter "haro" stehen Bernd Haslauer und Roberto Rodríguez Paraja. Die beiden Architekten sind seit der gemeinsamen Studienzeit in Madrid vor 20 Jahren befreundet. Spaniens Baukrise entzog dem jungen spanischen Architekten allerdings ab 2010 die Aufträge und er übersiedelte nach Salzburg. Heute sind Haslauer und Rodríguez Paraja mit ihrem gemeinsamen Büro seit mehr als zehn Jahren erfolgreich am Markt und wurden mit einigen Auszeichnungen bedacht.
Das mittlerweile fünfköpfige österreichisch-spanische Architektenteam plante die Sanierung der Stiftskirche St. Peter in Salzburg und war unter den Finalisten beim Wettbewerb für die Erweiterung des Mozarteums. Abgesehen von öffentlichen Projekten ist haro architects stark im privaten Wohnbau verankert, sowohl bei Neubauten als auch bei zeitgemäßen Erweiterungen von Bestandshäusern in Salzburgs Villenvierteln.
Besonders erfinderisch sind die Architekten, wenn es um die Bebauung von unkonventionellen Grundstücken geht. Im sensiblen Umfeld des Salzburger Volksgartens wurden 2022 neue Wohnblocks um eine alte Villa platziert. Auf einem Y-förmigen Grundstück an der Glanzeile in Salzburg-Lehen entstanden im Jahr 2023 Wohnbauten mit fünf Einheiten. "Und es gibt noch viele unerschlossene Grundstücke am Markt, die wir entdecken möchten. Standorte, die wegen ihrer Dimension, Proportion oder Ausrichtung für Immobilienentwickler nicht besonders attraktiv sind, aber unsere Arbeit als Architekten am Ende oft weit interessanter machen und eine wirkliche Herausforderung sind", erzählt Roberto Rodríguez Paraja: "Da können wir mit unseren pragmatischen, suggestiven und kreativen Lösungen zur Immobilienentwicklung beitragen."
Verdichten statt erschließen
Nachverdichtung ist der Fachbegriff für Projekte, bei denen frei stehende Flächen im bebauten Stadtbereich genutzt werden, bestehende Häuser aufgestockt oder etwa Gewerbe- zu Wohnbauten gemacht werden. Das hat viele Vorteile, verhindert Zersiedelung und unnötigen Flächenverbrauch, nutzt vorhandene Infrastruktur wie Straßen, Kanal und bestehende Leitungsstränge. Es gibt aber auch einen ganz einfachen Grund: Bauland wird in der Stadt Salzburg immer rarer und teurer. Nun stoßen auch Grundstücke auf Interesse, die wegen ihrer Form lange Zeit als unbebaubar galten.
"2inOne" in Salzburg-Gneis: Zwei Baukörper auf 840 Quadratmetern
Im konkreten Fall des "2inOne" in Salzburg-Gneis lag es auch am Bebauungskonzept von haro architects, dass ein jahrelang nicht beachtetes Grundstück eines Immobilienvermittlers Interessenten fand, erzählt Bernd Haslauer: "Das Grundstück ist ,handtuchartige' 14 Meter breit und 60 Meter lang. Es entstand im Laufe der Zeit durch die Teilung eines bestehenden Grundstücks." Die Architekten passten zwei lang gestreckte Baukörper genau in das Grundstück ein. Die Außenwände wurden so weit wie möglich an die Außengrenzen gesetzt, damit sich der Innenraum voll entfalten kann. Sogar die Tatsache, dass das Grundstück im hinteren Teil etwa einen Meter breiter ist, wurde im Grundriss des hinteren Hauses berücksichtigt. Dafür sind bis auf den straßenseitigen Garten des Vorderhauses rund um das Haus nur schmale Grünstreifen übrig geblieben. "Die zwei Einfamilienhäuser wurden in das Grundstück regelrecht hineingeschnitzt", resümiert Haslauer.
Die beiden Baukörper stehen wie Zugwaggons hintereinander und sind durch eine Betondecke im ersten Stock miteinander verbunden. Darunter liegt der Carport für beide Häuser und darüber eine große Terrasse. Sie gehört zum hinteren Haus, als Ersatz für einen Garten, den es hier aus Platzgründen nicht geben kann. Gleichzeitig konnten durch die Überdachung trotz der Enge drei geschützte Stellplätze und eine Art Innenhof für beide Häuser geschaffen werden.