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Fördermöglichkeiten bei der Gebäudesanierung

Viele Ein- und Zweifamilienhausbesitzer wollen Maßnahmen setzen. Die Förderungen wurden mit 1. Jänner erweitert, ein rascher Überblick ist aber schwierig.

Eine Fassadendämmung planen viele Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer in Österreich.
Eine Fassadendämmung planen viele Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer in Österreich.

Geht es nach den Österreicherinnen und Österreichern, dann wollen viele ihr Eigenheim modernisieren beziehungsweise sanieren. Vor allem eine eigene PV-Anlage steht dabei hoch im Kurs, aber auch die energetische Sanierung.

Das Angebot an Fördermöglichkeiten in Österreich ist undurchsichtig

Das Problem: Es gibt so viele verschiedene Förderungen, dass viele Menschen sich nicht auskennen und wissen, welche für sie infrage kommt. Das ist kurz gefasst das Ergebnis eines repräsentativen Stimmungsbarometers des Marktforschungsinstituts Marketmind im Auftrag von Baumit, das diese Woche präsentiert wurde.

Die Studie entstand vor dem Hintergrund, dass die thermische Gebäudesanierung laut IIBW-Monitoring 2023 seit dem Jahr 2015 bei rund 1,5 Prozent stagniert. Um den Gebäudesektor bis 2040 klima- und somit zukunftsfit zu bekommen, ist eine jährliche Sanierungsrate von rund drei Prozent notwendig. Marketmind hat nun Einstellungen, Meinungen und Motive bei Ein- und Zweifamilienhausbesitzerinnen und -besitzern in Österreich, deren Haus vor 1995 errichtet wurde, rund um das Thema Gebäudesanierung evaluiert.

Um eine repräsentative Abbildung zu bekommen, wurde ein zweistufiges Auswahlverfahren angewendet. Ergebnis: 33 Prozent der Bevölkerung ab dem 18. Lebensjahr besitzen ein Haus (mit), das vor 1995 errichtet wurde. Interessantes Detail: Vier von zehn Hausbesitzern (39,2 Prozent) sind 60 Jahre und älter, zwei von zehn gehören der Altersgruppe 50 bis 59 Jahre an.

Die finanzielle Situation der relevanten Zielgruppe hat sich in ganz Österreich, mit Ausnahme von Wien, laut Studie innerhalb der vergangenen fünf Jahre verschlechtert. Österreichweit hat mehr als die Hälfte der potenziellen Sanierungshaushalte weniger als 15.000 Euro an Ersparnissen zur Verfügung. Ein Viertel der Befragten beziffert seine Finanzreserven mit 15.000 bis 49.000 Euro. "Hier wird die Bedeutung des Sanierungsbonus und weiterer kombinierbarer Förderungen durch Bund und Land offensichtlich, die jetzt auch mit geringen Ersparnissen wichtige Investitionen möglich machen", betonte Georg Bursik, Geschäftsführer Baumit GmbH.

Bei der Bereitschaft, in das Eigenheim zu investieren, liegt die Fassade knapp hinter Photovoltaik

Nicht ganz ein Viertel (24 Prozent) der Hausbesitzerinnen plant in den kommenden fünf Jahren in eine Photovoltaikanlage und knapp ein Fünftel (19 Prozent) in die Sanierung der Außenfassade zu investieren. Vor allem jüngere Zielgruppen bis 45 Jahre erkennen demnach die Wichtigkeit, die Gebäudehülle entsprechend zu dämmen. Niederösterreich, Burgenland, die Steiermark und Kärnten führen hinsichtlich Sanierungsbereitschaft im Bundesländervergleich.

Nach der Fassade folgen im Ranking der Plan für einen - in manchen Fällen bereits durchgeführten - Heizungstausch (18 Prozent), der Fenstertausch (17 Prozent) und schon etwas abgeschlagen eine Dachsanierung (13 Prozent).

Einsparung von Energie ist Hauptgrund für Sanierung

Die Senkung des eigenen Energieverbrauchs - und im Zuge dessen auch die Einsparung von Energiekosten - ist aus Sicht der befragten Hausbesitzer Hauptargument für eine thermische Fassadensanierung. Energiekosten zu sparen und den Energieverbrauch zu senken bilden ganz klar die wichtigsten Argumente.

" Die Arbeit der Energieberater ist sehr wichtig."
Georg Bursik
GF Baumit

Eine große Bedeutung misst man Energieberatern zu. Ein Drittel der Befragten hat bereits einen Energieberater konsultiert und sich beraten lassen. 93 Prozent dieser Personen geben an, die Empfehlungen des Energieberaters zumindest teilweise umgesetzt zu haben. Das zeige die Notwendigkeit eines entsprechend großen Angebots an Energieberatern als eines zusätzlichen Antriebs für die Umsetzung der effektivsten Sanierungsmaßnahmen, betont Bursik.

Sanierungsbonus: Förderhöhe des Bundes für thermische Sanierung wurde mit Jahresanfang 2024 erhöht

72 Prozent empfinden Förderungen beim Thema Sanierung als (sehr) wichtig, jedoch geben nur drei von zehn Befragten an, über die Fördermöglichkeiten in Österreich Bescheid zu wissen. 70 Prozent jener, denen die Fördermöglichkeiten bekannt sind, empfinden diese als verständlich. Ein großes Thema stellt die fehlende Bekanntheit und Übersicht zu Fördermöglichkeiten dar.

Als Hauptgründe, warum die Förderungen als unattraktiv empfunden werden, wurden die (zum Erhebungszeitraum Oktober 2023) zu geringe Höhe der Förderungen beziehungsweise die zu vielen oder zu komplizierten Bedingungen genannt. Bursik: "Es gilt nun im Schulterschluss mit allen Beteiligten die verbleibenden Hemmnisse aus dem Weg zu räumen und vor allem durch Information und Beratung die richtigen Maßnahmen mit bestem Kosten-Nutzen-Verhältnis umzusetzen. Die dringend notwendige Nachschärfung der Förderungen im Sanierungsbereich wurde mit Anfang dieses Jahres umgesetzt, somit ist eine sehr wichtige Voraussetzung bereits erfüllt."

Die Förderhöhe des Bundes für die thermische Sanierung von Gebäuden wurde per 1. Jänner 2024 von bisher 14.000 Euro auf maximal 42.000 Euro verdreifacht. Konkret gilt dies für private Ein-, Zweifamilien- und Reihenhäuser. Aber auch im mehrgeschoßigen Wohnbau kamen neue Förderungen dazu, bisherige Förderungen wurden ebenfalls verdreifacht. Zu beachten ist eine anteilige Deckelung der Investitionskosten. Auch die Anforderung an das Alter der förderungsfähigen Gebäude wurde um fünf Jahre heruntergesetzt. Ab sofort genügt es, wenn diese vor mindestens 15 Jahren errichtet wurden.

Landesförderung für Sanierungen lassen sich mit Bundesförderung kombinieren

Parallel dazu bieten einzelne Bundesländer weitere attraktive Förderungen, die sich mit der Bundesförderung kombinieren lassen.

Und es gibt auch steuerliche Vorteile: Eine geförderte thermische Sanierung kann über fünf Jahre mit maximal 800 Euro als Sonderausgabe geltend gemacht werden. Dieser Betrag wird beginnend mit dem Jahr der Auszahlung der Förderung in der Steuerveranlagung berücksichtigt. Demnach werden in Summe bis zu 4000 Euro steuerlich wirksam. "Egal ob vollumfängliche Sanierung mit bis zu 42.000 Euro oder eine Einzelbauteilsanierung in Form einer Fassadendämmung mit 9000 Euro Sanierbonus - bis zu 50 Prozent der anfallenden Kosten werden allein mit dem Sanierungsbonus des Bundes gedeckt", ergänzt Baumit-Marketingleiter Roman Stickler: "Kombinierbare weitere Unterstützungen der Länder oder auch die Geltendmachung der Sonderausgabe im Steuerausgleich sind dabei noch gar nicht berücksichtigt. Die verbleibende Investition amortisiert sich dann aufgrund der Energie- und Kosteneinsparung innerhalb weniger Jahre."

Sein Unternehmen biete etwa mit dem System "Open Air" eine atmungsaktive Klimaschutzfassade. Diese lässt sich auch mit einer Begrünung kombinieren und wirkt damit in zweifacher Hinsicht. Effiziente Dämmsysteme schaffen gesunden und behaglichen Wohnraum ohne zusätzlichen Energieaufwand. Die Begrünung sorgt für ein angenehmes Außenklima (Mesoklima) in der Umgebung, vor allem in den heißen Sommermonaten. Hitzeinseln werden so vermieden. Bursik: "Begrünte Fassaden wirken wie natürliche Klimaanlagen und senken die gefühlte Temperatur in der Umgebung um bis zu 13 Grad. Begrünte Fassaden lassen sich sowohl im Neubau als auch im Rahmen einer thermischen Sanierung sowie bei Aufdoppelungen umsetzen."