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Theaterstück über ermordeten Modeschöpfer Rudolph Moshammer

Man scheint aus der Boulevardpresse alles über den 2005 ermordeten Münchner Modeschöpfer Rudolph Moshammer zu wissen. Doch wer war er wirklich? Das Theaterstück "Mosi - The Bavarian Dream" am Residenztheater in München versucht eine Antwort und blickt kurzweilig, vielschichtig und emotional in die Seele des Mannes, der sein Leben einem Traum widmete, sich dabei aber ein Stück weit selbst verlor. 

'Mosi - The Bavarian Dream' hatte Premiere in München
'Mosi - The Bavarian Dream' hatte Premiere in München

Der Berliner Regisseur und Autor Alexander Eisenach lässt zu Beginn das Partyleben der Münchner Schickeria der 1980er-Jahre aufleben, im Stile von Helmut Dietls Kultserie "Kir Royal". "Da seid's ihr ja alle wieder", umschwärmt sich die feine Gesellschaft. "Gut schaut's ihr aus, Bussi, Bussi". Der Modezar mittendrin spielt mit, genießt, verbirgt seine innersten Gefühle aber. "Wer will schon die Wahrheit, wenn er die Lüge haben kann, die Illusion, den Traum?", fragt er im leuchtend blauen Gewand.

Die Bühne ist schlicht weiß. Vieles spielt sich in einem Schaufenster ab - mal ist es offen, mal schiebt sich ein Vorhang vor und eine Live-Kamera projiziert nach draußen, was dahinter passiert. Darstellerinnen und Darsteller zeigen Facetten Moshammers. Der Sohn etwa, der trotz des Spotts seines trunksüchtigen Vaters seiner Mutter ein besseres Leben verspricht. Der Mann im Rampenlicht, der die Menschen mit schöner Mode retten will. Oder der schwule Geschäftsmann, der am Ende nur noch Hündchen Daisy hat und die Liebe nur heimlich ausleben konnte.

Die Schickeria lästert hinter seinem Rücken und der Reporter schnüffelt nach pikanten Geheimnissen, sogar als Moshammer tot über einem Barocktisch hängt. Neben der Leiche sinniert der Journalist über die Schlagzeile: "Modezar macht auf Mord?". Auch ein gefallener Regent kommt vor - Bayernkönig Ludwig II. (1845-1886), der Prunk liebte und Schlösser wie Neuschwanstein erbauen ließ. Eisenach verwebt sein Leben mit dem des Modezaren und zieht Parallelen: die prächtige Kleidung, den Hang zur Opulenz, Geheimnisse - und die Tragik des Todes. Ludwig II. starb unter unklaren Umständen im Starnberger See, Moshammer wurde im Streit um Liebeslohn von einem Mann ermordet.

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